In all den Jahren, in denen ich IT-Systeme einführe, unterstütze oder rette, begegnet mir ein Phänomen mit erstaunlicher Konstanz:
Die größte Digitalisierungsbremse sitzt nicht im Serverraum – sondern in der Chefetage.
Da werden Passwörter auf Post-its notiert (gern am Bildschirm klebend),
Logins werden „praktischerweise“ geteilt,
und beim Vorschlag einer Zwei-Faktor-Authentifizierung heißt es:
„Puh, das ist uns zu technisch. Unsere Leute machen das nie mit.“
Aha.
Aber Netflix, Banking und Amazon-Logins sind natürlich kein Problem – da klappt’s mit dem Authentikator wunderbar.
Nur beruflich wird’s plötzlich zur Raketenwissenschaft.
Das Problem ist nicht die Technik.
Das Problem ist die Haltung.
Wer als Geschäftsführung IT-Sicherheit zur Nebensache erklärt, gibt ein klares Signal ans Team:
„Ist nicht so wichtig.“
Und wer keine Struktur vorgibt, bekommt Chaos.
Klassiker aus dem echten Leben (leider keine Satire):
🔓 Ein Passwort für das ganze Team. Jeder klickt sich rein, keiner weiß, wer was gemacht hat.
📠 Excel-Listen mit Zugangsdaten. Unverschlüsselt. Am besten gleich im „öffentlichen Ordner“.
⏳ Updates werden ignoriert, weil das System dann „nicht mehr so aussieht wie vorher“.
📱 Mail aufs Handy? „Bitte nicht. Da kommt man nur durcheinander.“
Und das ist nicht die Ausnahme – das ist Alltag in sehr vielen Unternehmen.
Was sagen die Zahlen?
84 % der Unternehmen in Deutschland waren 2023 Opfer von Cyberangriffen.
Quelle: Bitkom Studie 2023
Der häufigste Auslöser: menschliches Fehlverhalten.
Quelle: BSI Lagebericht 2023
Fazit:
Digitalisierung ist kein IT-Projekt. Es ist eine Führungsaufgabe.
Wenn das Management selbst keinen Login ohne Zettel schafft, ist das kein Problem der Technik.
Es ist ein Kulturproblem.
Und es ist gefährlich.
Denn wer nicht bereit ist, sich zu verändern, riskiert nicht nur Datenverlust –
sondern irgendwann auch das Vertrauen von Kunden, Partnern und Mitarbeitern.